Griechenland und die Privatisierungserlöse
Die Empörung über Griechenland wird dieser Tage wieder groß sein. 50 Mrd. Euro wollte die griechische Regierung bis 2015 aus Privatisierungen erlösen. Für 2012 waren ganze elf Milliarden Euro eingeplant, die Jannis Koukiadis, Chef der griechischen Privatisierungsbehörde, nun auf "realistische" 4,7 Mrd. Euro zurechtgestutzt hat. "Auf gut Glück" wurden die Zahlen damals festgelegt, so Koukiadis in einem Fernsehinterview am Samstagabend.

Die Geschichte wiederholt sich und gerade Deutschland kann hier einen wertvollen Beitrag leisten, vor allem einen Beitrag wie man es nicht machen sollte.

Anfang der 1990er Jahre wurde die Treuhandanstalt (auch Treuhand, THA) mit der Privatisierung der Volkseigenen Betriebe der DDR beauftragt. Etwa 8.500 Betriebe mit über 4 Mio. Beschäftigen waren der THA bei ihrer Gründung unterstellt. Der damalige Chef der Treuhand, Detlef Karsten Rohwedder schätzte den Wert der Unternehmen auf etwa 600 Mrd. D-Mark. Was ist daraus geworden? Die Ende 1994 aufgelöste Anstalt konnte einschließlich der noch nicht gezahlten, aber vertraglich vereinbarten Beträge rund 60 Mrd. DM erlösen. Diesen Einnahmen standen Ausgaben von weit über 300 Mrd. DM gegenüber. Unter dem Strich blieb also ein dickes Minus.

Was kann Griechenland sowie die europäischen Partner daraus lernen? Die Privatisierung in der ehemaligen DDR wurde damals in einem schwierigen Marktumfeld realisiert. Die Märkte in Osteuropa und Russland brachen zusammen und fielen als traditionelle Abnehmer aus. Griechenlands größte Handelspartner sind heute, neben Deutschland, Italien, Zypern, Bulgarien und Großbritannien. Europa als Handelspartner schwächelt und droht auszufallen. Die Privatisierung durch die Treuhand wurde nur unzureichend geplant und kontrolliert. Zahlreiche gescheiterte Verkäufe und Betrugsfälle legen davon eindrucksvoll Zeugnis ab. In Griechenland scheint auch wieder nur der Faktor Zeit eine Rolle zu spielen, mangelnde Planung, Fachwissen und Kontrolle gefährden den Privatisierungserfolg.
Es kostet Zeit neue Handelspartner zu finden und diese Partnerschaften zu entwickeln. Nicht anders ist das bei der Planung und Kontrolle der Privatisierung.

Griechenland muss sich diese Zeit nehmen und die europäischen Partner, allen voran Deutschland, müssen sicherstellen, dass das Land diese Zeit hat. Sonst werden alle Beteiligten länger dafür bezahlen als ihnen lieb ist.