Samstag, 4. Februar 2012
Ach, Erika...
Die öffentliche Entrüstung ist zwar schon wieder vorbei, dennoch will ich an dieser Stelle kurz einige Zeilen zu den jüngst veröffentlichten Thesen von Erika Steinbach, CDU-Bundestagsabgeordnete und Präsidentin des Bund der Vertriebenen, loswerden.

Falls es jemand noch nicht gesehen hat, hier der meist zitiert Post:



Zunächst, auch wenn es wohl kaum mehr einer solchen bedarf, die Richtigstellung.
Ein kleiner Blick ins Geschichtsbuch bestätigt uns schon das, was alle wussten. Es ist natürlich völliger Blödsinn, was Erika Steinbach da von sich gibt. Zwar ist es richtig, dass die NSDAP einen sozialistischen Flügel unter Otto und Gregor Strasser hatte, der sich aber schon 1930 von der Partei löste. Grund hierfür: Hitler hatte kein Interesse daran, Sozialisten in der faschistischen NSDAP zu tolerieren. Er warf den Strasserianern vor, die Idee höher zu setzen als den Führer, was dem Führerprinzip des Nationalsozialismus widersprach.

Über ein Treffen zwischen den Strassers und Hitler schrieb der Historiker Fest:
„Als Strasser ihm nach bewegter Diskussion die Kardinalfrage stellte, ob im Falle einer Machtübernahme die Produktionsverhältnisse unverändert blieben, antwortete Hitler: ‚Aber selbstverständlich. Glauben Sie denn, ich bin wahnsinnig, die Wirtschaft zu zerstören? Nur wenn die Leute nicht im Interesse der Nation handeln würden, dann würde der Staat eingreifen. Dazu bedarf es aber keiner Enteignung und keines Mitbestimmungsrechtes‘.“
(Joachim Fest, „Hitler. Eine Biographie“, S. 392)

Am 4.Juli 1930 verließen die Sozialisten die NSDAP, hier im NS-Archiv nachzulesen: http://www.ns-archiv.de/nsdap/sozialisten/sozialisten-verlassen-nsdap.php


Die Frage, die sich mir aber aufdrängt ist folgende: Wie kann es eine CDU/CSU-Fraktion des Bundestages zulassen, dass immer wieder solche manchmal kruden, manchmal einfach dummen Äußerungen und Fehltritte an die Öffentlichkeit geraten? Erika Steinbach beweist ihre Rechts-Links-Schwäche. Ansgar Heveling erklärt in einem völligen Blackout in martialischem Ton der Internetgemeinde den Krieg. Alexander Dobrindt spricht von einem „Gang nach Karlsruhe“ um die Linkspartei zu verbieten. Und all das innerhalb von 4 Tagen. Und das während einer Zeit, in der der Bundespräsident aus der eigenen Partei mit seinen Fehltritten zu kämpfen hat. Die Partei kommt durch die Krisen – wirtschaftliche in Europa und die Fehltritte im Inland – bislang unbeschadet durch, aber die Disziplin kommt den Abgeordneten abhanden. Man darf gespannt sein, wer als nächstes aus den Reihen ausbricht, und wann das Maß für die Fraktion voll ist…